Psoriasis-Arthritis

Psoriasis-Arthritis

Etwa ein Drittel aller Betroffenen von Psoriasis entwickelt mit der Psoriasis-Arthritis zusätzlich eine in Zusammenhang stehende schubweise auftretende chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung. In Deutschland leben derzeit etwa zwei Millionen Menschen, die an Psoriasis erkrankt sind. Eine Psoriasis-Arthritis kann sich altersunabhängig manifestieren, die ersten Symptome dieser Folgeerkrankung treten jedoch zumeist zwischen dem 35. und dem 55. Lebensjahr auf.

Betroffen sind beide Geschlechter etwa gleichermaßen.1 Während bestimmte Risiko-Merkmale vererbt werden können und sich das Erkrankungsrisiko von Familienmitgliedern Betroffener deutlich erhöht, handelt es sich nicht um eine vererbte Erkrankung. Die Auslöser dieser Autoimmunerkrankung sind noch nicht vollständig geklärt.1

Krankheitsbild

Bei der Psoriasis-Arthritis sind Patienten mit einer Psoriasis der Haut oder Nägel gleichzeitig von einer Rheumafaktor-negativen Arthritis der peripheren Gelenke und/oder einer Spondylitis betroffen.2 Psoriasis-Patienten leiden unter teilweise großen Bereichen silbrig-weiß geschuppter Hautstellen, häufig am behaarten Kopf, sowie an runden Vertiefungen oder gelben Verfärbungen der Nägel. In selteneren Fällen beschränkt sich die Ausbreitung der Schuppenflechte auf den Bereich des Bauchnabels oder hinter den Ohren.1 Die Erstmanifestation einer Psoriasis-Arthritis verläuft unterschiedlich. Durch die Entzündung und Schwellung der kleinen Gelenke ähneln die Symptome häufig einer rheumatoiden Arthritis, sind jedoch häufig auf nur eine Körperseite beschränkt.1 Neben den kleinen Gelenken können bei Psoriasis-Arthritis auch die Sehnenscheiden und ihre Ansätze am Knochen sowie große Gelenke betroffen sein. Bei einigen Patienten kommt es auch zu Weichteilentzündungen, z. B. an den Augen. Ist ausschließlich die Wirbelsäule betroffen, ähnelt das Krankheitsbild einer ankylosierenden Spondylitis.1 Die Diagnose wird anhand der Krankheitsgeschichte, den Symptomen sowie den Ergebnissen einer Blutuntersuchung gestellt.1 Einen spezifischen Labortest für die Erkrankung gibt es jedoch nicht1 und die Diagnosekriterien sind bisher (2021) nicht verbindlich festgelegt.2

Leitliniengerechte Behandlung (Stand: 01.06.2021)

Im Jahr 2019 gab die EULAR (The European League Against Rheumatism) in Madrid die überarbeiteten neuen Leitlinien zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis bekannt, die nun veröffentlicht wurden. Grundlegende Neuerungen im Vergleich zu vorherigen Leitlinien sind unter anderem die Differenzierung von Mono- und Polyarthritis mit einem stärkeren Fokus auf die spezifischen Manifestationen der Krankheit. Berücksichtigt werden sowohl muskuloskelettale als auch nicht-muskuloskelettale Manifestationen und verschiedene Komorbiditäten. Symptom-orientierte Therapien stehen im Vordergrund.3
Gerade bei der Psoriasis-Arthritis steht neben Effektivität, Sicherheit und Kosten-Nutzen-Verhältnis der Therapie auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Rheumatologen und Dermatologen im Vordergrund. Dies gilt besonders in Hinblick auf klinisch relevante Hautbeteiligung.3
Nach Diagnosestellung werden die Mono-/ Oligoarthritis, die Enthesis und eine überwiegend axiale Erkrankung standardmäßig mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) behandelt, evtl. in Kombination mit lokal applizierten Glukokortikoiden. Wird das Therapieziel (Remission oder niedrige Krankheitsaktivität) nach 4 bzw. 4-12 Wochen nicht erreicht, empfehlen die Experten für die Mono-/ Oligoarthritis eine weiterführende Therapie mit konventionellen synthetischen DMARDs (disease-modifying antirheumatic drugs, krankheitsmodifizierende Antirheumatika). Für die Second-Line-Therapie bei Enthesis und axialer Erkrankung hingegen eignet sich laut den Leitlinien eine Behandlung mit einem bDMARD (biological DMARD), wahlweise mit einem TNF-Inhibitor wie Adalimumab oder einem IL-Inhibitor.3

Eine Sonderstellung nimmt die Therapie der Polyarthritis mit oder ohne Daktylitis in den Leitlinien ein: Hier ist erstes Mittel der Wahl die Behandlung mit konventionellen synthetischen DMARD wie Methotrexat, Sulfasalazin oder Leflunomid, vor allem bei relevanter Hautbeteiligung. Kann das Therapieziel nach 6 Monaten nicht erreicht werden, sollte die Therapie mit bDMARD weitergeführt werden. Alternativ stehen in Phase 3 und Phase 4 noch JAK-Inhibitoren (Tofacitinib) oder PDE4-Inhibitoren (Apremilast) zur Verfügung. Führen auch diese Substanzen nicht zur gewünschten Verbesserung, kann im weiteren Schritt auf andere bDMARD, JAK-Inhibitoren oder PDE4-Inhibitoren umgestellt werden (innerhalb oder zwischen den Substanzklassen).3

Bei den axialen Erkrankungen kommen weiterhin die IL-Inhibitoren und TNF-Inhibitoren als zusätzliche Möglichkeit in Frage (Phase 4).3

Literatur:

1. Deutsche Rheuma Liga. Psoriasis Arthritis. Online unter: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/psoriasis-arthritis Letzter Zugriff: 01.06.2021
2. Wallraf C, Antwerpes F, Fink B et al. Psoriasisarthritis. DocCheck Flexikon, das Medizinlexikon zum Mitmachen. Online unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Psoriasis-Arthritis Letzter Zugriff: 01.06.2021
3. Gossec L, Baraliakos X, Kerschbaumer A, et al. EULAR recommendations for the management of psoriatic arthritis with pharmacological therapies: 2019 update. Ann Rheum Dis. 2020;79(6):700-712.